Wintersemester 2016/17

(1) Seminar Theologische Fakultät


Der Gott des Christentums, der Gott des Islam: Wahrnehmungen ostkirchlicher Autoren zu einer anderen Religion

Bald nach dem Auftreten des Islam im 7. Jh. begannen ostkirchliche Autoren, sich mit der neuen Religion zu beschäftigen. Hinter einer zuweilen eingesetzten Polemik werden christliche Wahrnehmungen über den Islam greifbar, die in eine Auseinandersetzung um „wahre Religion“ einflossen bzw. zur Verteidigung christlicher Lehren fruchtbar gemacht wurden. Umgekehrt sah sich auch der Islam zu einer - nicht selten polemischen - Positionierung gegenüber dem Christentum veranlasst, was neue Gesichtspunkte in den Diskurs einbrachte. Damit stellt sich die Frage, ob und inwieweit die wechselseitigen Wahrnehmungen zutreffen oder zur Quelle von Feindbildern wurden. In jüngster Zeit gewannen Bemühungen um einen interreligiösen Dialog an Boden, der einem vertieften Verständnis von Christentum und Islam Raum geben soll. Wurde dieses Ziel erreicht? Welche Chancen bestehen in Zeiten eines gewaltsamen Extremismus für friedliche Koexistenz von Christen und Muslimen in denselben Staaten bzw. Gesellschaften?

Ziel des Seminars ist,

- anhand von Textbeispielen ostkirchlicher Autoren die Hauptthemen bzw. Motive in der literarischen Auseinandersetzung mit dem Islam herauszuarbeiten,
- die methodischen Unterschiede zwischen „Erweis von wahrer Religion“ und „interreligiösem Dialog“ aufzuzeigen und
- neue Ansätze zum Umgang mit religiösem Pluralismus bei gleichzeitiger Treue zur je eigenen Religion kennenzulernen.

 

(2) Übung phil. Fakultät/ Geschichte Südosteuropas

 

Wohin steuert die Ukraine? - Beiträge der orthodoxen und katholischen Kirchen zur Nationbildung und Identitätsfindung

Die Ukraine steckt in einem macht-, wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Sog, der teilweise sogar zu bewaffneten Auseinandersetzungen eskaliert. Jahrhundertelang in verschiedene und wechselnde Machtzentren eingegliedert, hat die staatliche Unabhängigkeit nach dem Zerfall der Sowjetunion die Frage nach der ukrainischen Nation und Identität nicht automatisch gelöst, sondern nur neu formuliert. Verschiedene Modelle werden angeboten: Orientierung nach Westen, Orientierung nach Osten, oder eine selbstbewusste Ukraine zwischen Ost und West. Das Meinungsspektrum über den besten Weg ist vielfältig und wird kontrovers diskutiert.

Angesichts einer tiefverwurzelten Religiosität der Bevölkerung kommt den christlichen Kirchen der Region hohe Bedeutung für die Selbstfindung der Ukraine zu. Die orthodoxen und katholischen Kirchen in der Ukraine sind allerdings selbst Spiegel der vorhandenen Vielfalt: sie suchen nach ihrer Position inmitten einer postkommunistischen Gesellschaft und möchten zugleich zur Nationbildung, zur gesellschaftlichen Identitätsfindung und Gestaltung beitragen.

Die Übung möchte Grundkenntnisse über die orthodoxen und katholischen Kirchen in der Ukraine und ihre Geschichte vermitteln, die bis heute das kirchliche Bewusstsein prägt. Aufbauend soll die Rolle und Positionierung der Kirchen im laufenden gesellschaftlichen Transformationsprozess beleuchtet werden. Wohin steuert die Ukraine? Die Antwort auf diese Frage wird von den orthodoxen und katholischen Kirchen des Landes mit formuliert werden.