WiSe 2017/18

(1) Seminar theologische Fakultät

Religionen im Plural: Herausforderung oder Chance?
-    Ansätze für den Umgang mit „den Anderen“ -

Als Nebenfolge von „Globalisierung“ treffen heute in fast allen Ländern Christen und Muslime aufeinander. Damit stellt sich die Frage nach dem Umgang miteinander. Wie kann das Wesentliche des eigenen Glaubens bewahrt werden? Sind „die Anderen“ dafür eine Gefahr, gelten sie als ein Kollateralschaden der Geschichte oder als eine positive Herausforderung?

Im Lauf einer langen Begegnungsgeschichte wurden sehr unterschiedliche Ansätze für den Umgang mit Andersgläubigen entwickelt. Sie finden sich in den Offenbarungsschriften Bibel und Koran, in den Werken christlicher Theologen und islamischer Gelehrter und - in neuester Zeit - auch in den Ergebnissen interreligiösen Dialogs. Weniger bewusst ist, dass jede theologische Antwort auf das Faktum religiöser Pluralität zugleich auch Spiegel politischer, gesellschaftlicher und staatlicher Positionierungen ist.

Das Seminar fokussiert historische und aktuelle Erfahrungen der orthodoxen und der katholischen Kirche mit dem Islam im Nahen Osten sowie in Europa.


(2) Proseminar phil. Fakultät/ Geschichte Osteuropas

Heiliges Russland? - Aktuelle Wechselwirkungen von Russischer Orthodoxer Kirche und Politik zur Gestaltung einer Gesellschaft

Präsident Putin verbindet einen Staatsbesuch in Griechenland mit einer Wallfahrt zum heiligen Berg Athos. Metropoliten der Russischen Orthodoxen Kirche treten u.a. in Syrien, China, Iran und der Türkei in kirchlichen Missionen außenpolitischer Relevanz auf. Innen- und gesellschaftspolitische Entscheidungen werden durch konvergente kirchliche und politische Stellungnahmen vorbereitet. Offensichtlich sucht der russische Staat die Nähe zur Kirche, zugleich sucht die Kirche die Nähe zum Staat. Die Intensität dessen ist angesichts offizieller Trennung von Kirche und Staat in Russland überraschend.

Solche Wechselwirkungen haben eine lange Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht und sogar durch eine rund 80-jährige Verfolgungsperiode der Kirche in der Sowjetzeit nicht abgebrochen, sondern lediglich modifiziert wurde. Aktuell zeigt sich das Phänomen in neuer Gestalt. Aber welche Interessen sind dabei leitend? Was ist das Ziel einer derartigen Zusammenarbeit von Staat und Kirche? Welche Auswirkungen hat sie auf Andersgläubige oder Nichtreligiöse?

Das Proseminar möchte zum Kennenlernen der Russischen Orthodoxen Kirche und der politischen Relevanz ihrer Sendung beitragen.