WS 2019/ 20

Seminar theologische Fakultät

Auf dem Weg zur einen Kirche - Konfessionen des Westens und Ostens im ökumenischen Dialog

Die meisten der heute bestehenden christlichen Konfessionen bekennen sich im Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel zur einen Kirche. Diesem Bekenntnis steht die Realität voneinander getrennter Konfessionen gegenüber. Lange Zeit schien die Spaltung zwischen ihnen als unüberwindbar. Im 20. Jh. wollte man sich nicht länger mit einem mehr oder weniger friedlichen Nebeneinander der Kirchen und Konfessionen abfinden, sondern begann eine intensive Suche nach Miteinander und nach Einheit. Dazu ist ein Weg konfessioneller Annäherung beschritten worden. Sein Ziel ist, Spaltung durch ökumenischen Dialog letztendlich zu überwinden.

Das Seminar möchte zunächst mit den wichtigsten Kirchenfamilien des Ostens und Westens bekannt machen. Dazu sollen die historischen Umstände, die Gründe für den Dissens und für den Beginn des jeweiligen Eigenweges an ausgewählten Beispielen aufgezeigt werden. Vor diesem Hintergrund können in einem zweiten Teil des Seminars die bisherigen Bemühungen erfasst werden, in ökumenischen Dialog Brücken zu bauen, um zur kirchlichen Einheit zurückzufinden. Dabei gibt es Erfolge und Rückschläge; beides git es zu analysieren und zu hinterfragen, um „ökumenischen Dialog“ aus einer zuweilen bloß vordergründigen Stimmung herauszuführen und als Chance für ein zukunftsfähiges Christentum erfahrbar zu machen.


Übung phil. Fakultät/ Geschichte Osteuropas

Europa als Hoffnung und Feindbild - geschichtliche Modelle und Strategien in Politik und Kirchen

„Europa“ ist in Ost und West zum Reizwort geworden. Die einen wünschen sich stärkere europäische Integration, anderen ist das Erreichte bereits zuviel, wieder andere haben das Bedürfnis, sich vor Europa abzuschirmen. Über aktuellen Auseinandersetzungen wird leicht vergessen, dass Europa nicht deckungsgleich mit der EU ist. Mehr noch: „Europa“ hat eine historische Dimension, in der verschiedene Modelle für das Verhältnis von Ost und West durchgespielt wurden. Die Bandbreite reicht von einer Bewunderung (west-)europäischer Errungenschaften über die Teilung Europas in zwei politisch-ideologische Blöcke, dem Wunsch, diese Teilung zu überwinden bis hin zum Bedürfnis nach neuen Abgrenzungen. Europa als Chance oder als Gefahr - beide Sichtweisen bedürfen der Deutung in einem geschichtlichen Horizont.

Wie die Modelle und Positionierungen, so sind auch die Akteure auf der europäischen Bühne vielfältig. Neben Politik und Wirtschaft haben auch die christlichen Kirchen des Ostens und Westens eine bedeutsame Rolle gespielt, um Abgrenzungen in Europa aufzurichten oder zu überwinden. Neben der Aufgabe einer Interpretation politischer Interessen stellt sich deshalb auch die Frage nach den leitenden Werten, die von den Kirchen in die Entwicklung(en) Europas eingebracht worden sind. Ein verlässlicher Seismograph dafür ist das Engagement für die Menschenrechte, die in christlicher Ethik wurzeln.